Die Orgel in St. Marien Angermünde

Die Orgel von Joachim Wagner
Disposition
Joachim Wagner und kein Ende
(Bericht über den Fund einer kleinen Orgel von Wagner)
Die Kirche
St. Marien in Zahlen
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Die Orgel von Joachim Wagner
Das Gesamtwerk Joachim Wagners ist erstaunlich umfangreich. Zwischen 1723, als sein erstes Berliner Werk und gleichzeitig sein Meisterstück - die Orgel von St. Marien - geweiht wurde, und seinem Tod, der ihn 1749 bei der Arbeit in Salzwedel ereilte, liegen mehr als 50 Instrumente, von denen nur noch 10 einmanualige und 7 zweimanualige ganz oder teilweise erhalten geblieben sind.
Einige davon gibt es in der Uckermark. Das bedeutendste davon ist die Orgel in Angermünde. Bereits im September 1731 hatte Wagner ein "Projecthum Conctractum" vorgelegt, konnte aber erst 1742 mit dem Bau beginnen, der 1745 beendet wurde. Vorausgegangen war ein langwieriger Streit zwischen dem Organisten und der Gemeinde, den Friedrich II. per königlicher Order zum Neubau beendete.
Mehr noch als im Dom zu Brandenburg bleibt bei dem Angermünder Instrument das spätbarocke Klangkolorit im Ohr. Die Ornamentik des Prospektes ist überwältigend und läßt einen an Karussellorgeln auf Rummelplätzen denken.
Wagners Orgeln wirken immer wie aus einem Guß. Die Prospekte (Schauseite) fügen sich harmonisch in die Kirchen, die Orgelgehäuse wurden von anerkannten Bildschnitzern gefertigt und die Pfeifen beeindrucken durch ihre ästhetische säulenförmige Anordnung.
Eine Besonderheit dieser Orgel sind auch die zwei erhaltenen, spiel- und stimmbaren Kesselpauken, die von Engeln traktiert werden. Zwei Posaunenengel können je nach Laune des Organisten ihr (hölzernes) Blech bewegen. Wenn dann noch der silberhelle Klang der Zimbelsterne "in den bunten Reigen sich ergießt", kennt die Freude des Publikums keine Grenze.
Nach Veränderungen an der Orgel im 19. und 20. Jahrhundert erfolgte 1967-1976 die Rekonstruktion durch die Firma Schuke, Potsdam. Dank des meisterlichen und engagierten Hausorganisten Dieter Glös, der seit über 25 Jahren in Angermünde wirkt, ist die Wagner-Orgel heutzutage einem internationalen Publikum ein Begriff.
Disposition:

Hauptwerk |
Oberwerk: |
Pedal |
Bordun 16´ |
Gedact 8´ |
Principal Bass 16´ |
Principal 8´ |
Quintadena 8´ |
Sub Bass 16´ |
Rohrflöte 8´ |
Principal 4´ |
Gemshorn 8´ |
Octava 4´ |
Rohrflöte 4´ |
Quinte 6´ |
Spitzflöte 4´ |
Nassat 3´ |
Octave 4´ |
Quinta 3´ |
Octava 2´ |
Mixtur 6fach |
Octava 2´ |
Quinte 11/2´ |
Posaune 16' |
Waldflöte 2´ |
Tertia 13/5´ |
Trompete 8' |
Cornett 3-fach |
Mixtur 4-fach |
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Scharf 5-fach |
Vox humana 8´ |
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Cimbal 3-fach |
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Trompete 8´ |
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Zimbelsterne, spielbare Pauken
3 Sperrventile Manualumfang: C, D-c
Pedalumfang: C, D-d"
Stimmung: Silbermann II
Joachim Wagner und kein Ende
Neuer Quellenfund durch den Bad Freienwalder Orgelforscher Karl Richter
Autor: Wolf Bergelt
Die sensationellen Nachrichten in der Wagnerforschung scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Vor einigen Wochen, also zu einem Zeitpunkt, zu dem man bereits annehmen musste, dass die Werkliste Joachim Wagners wohl kaum noch weiter wachsen würde, ist es dem Bad Freienwalder Orgelforscher Karl Richter - der bereits 2003 ein teilweise erhaltenes Instrument im polnischen Zachow entdeckt hatte - erneut gelungen, ein Instrument ausfindig zu machen, dessen Urheberschaft eindeutig auf Wagner zurück geht.. Es handelt sich um ein nicht mehr existierendes Werk in der Franziskaner-Klosterkirche zu Angermünde.
Obwohl oder vielleicht gerade weil die Orgelbaugeschichte Angermündes restlos erschlossen zu sein schien und deshalb dort keine Neuigkeiten zu erwarten waren, ist dieser Quellenschatz (im Angermünder Stadtarchiv) von allen Forschern bisher offenbar übersehen worden. Trotzdem stand bis heute die ungeklärte Frage im Raum, wo denn Wagner seine Werkstatt während des Orgelbaus in der Marienkirche eingerichtet haben mochte, in der, wie wir wissen, während der gesamten Bauzeit ungehindert Gottesdienst abgehalten worden ist. Es liegt nahe, dass die damals wenig genutzte Franziskanerklosterkirche dazu gedient hat. Als Karl Richter dieser und anderen offenen Fragen nachzugehen versuchte, stieß er auf ein unbekanntes Dokument.
Der Quellenfund dokumentiert den Bau einer kleinen Orgel, für die Wagner Teile des alten Werkes aus der Marienkirche verwendet hat. Wagner entwarf 1743 eine „Disposition, wie die Orgel in der Kloster-Kirche alhier, nach denen umständen des auß der Großen Kirche abgenommenen Rück-Positifs werden kann und nöthig ist.“:
1. Principal 4’
2. Gedact 8’
3. Rohrflöte 4’
4. Naßat 3’
5. Octav 2’
6. Quinte 1 ½’
7. Cornet 3f.
8. Mixtur 1’ 3f.
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