Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
Das Portal der Königin

- Startseite - Orgeln - Ostrach - St. Pankratius


Die Orgel in St. Pankratius Ostrach

Allgemeine Informationen
Orgelgeschichte
Disposition
Quellen und Literatur
Allgemeine Informationen

Das Gehäuse der Orgel und mehrere, zum Teil von Orgelbau Späth 1976 stark umgearbeitete Register der Stehle-Orgel von 1904 (opus 10) sind noch erhalten. Die in Formen des Jugendstils erhaltene Orgel wurde umgearbeitet und der Klang, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, aufgehellt.

Schiff und Chor der Pfarrkirche wurden im Stil des Historismus von Wilhelm Friedrich Laur neu erbaut und im September 1899 geweiht. Der Vorgängerbau wurde 1704-06 von Michael Wiedemann aus Unterelchingen errichtet. Der Turm von 1569 blieb erhalten. Die letzte Kirchenrenovierung fand in den Jahren 1995-99 statt. In der Innenausstattung finden sich zwei Seitenaltäre und eine Maria Selbdritt um 1590 von Melchior Binder.
Orgelgeschichte in der alten Kirche

1767/68 Der Schmied Mathis Lieb erhält zwei Gulden "zu Reparation hiesiger Kirchenorgel". Das ist die erste Erwähnung einer Orgel in den seit 1702 erhaltenen Heiligenpflegerechnungen. Dort werden weder Organisten- oder Balgzieherbesoldung erwähnt. Das Instrument indes wurde wohl gestiftet.

1794 "Heiligen Conto": "Was ich endes unterzogener bey Ausbutzung und Stimmung der Orgel in ostrach überhaupts verdient, als vor das Register 2 fl thut vor aller 6. Register - - - 12 fl. Eigenhändige Unterschrift am 13. April 1794: "Joseph Höß Orgelmacher zu Ochsenhausen zu Dank bezalt".

1881 Die Anschaffung einer neuen Orgel wird diskutiert.

1883 Neubau, Link-Orgelbau op 103 mit II/P 10 auf mechanischen Kegelladen. Die sechsregistrige Vorgängerorgel wird am 2.8.1883 für 80 Mark an den Flaschner Wenzel Kobler verkauft.

1897/98 wird die Link-Orgel in die neu erbaute Kirche transferiert.

Orgelgeschichte im Kirchenneubau:

1904 Neubau von Orgelbau Stehle, Bittelbronn, opus 10 für 7845 Mark. Abnahme am 26.2.1904. Das begeisterte Gutachten des erzbischöflichen Orgelinspektors Johannes Diebold aus Freiburg ist am 19.9.1905 datiert.

1904 Die Link-Orgel wird nach Laiz verkauft und ist dort im Neubau von Späth 1956/57 verändert und umintoniert erhalten.

1913 Einbau eines Elektroventilators.

1933 Reparatur und Ersatz der abgängigen Prospektpfeifen.

1974/76 Tiefgreifender Umbau, Erweiterung der Manual- und Pedalumfänge, sowie Ersatz mehrerer Register durch Orgelbau Späth für 70283 Mark. Abnahmegutachten von Kurt Binninger am 16.12.1976.

1980 wird der Prospekt für DM 9700.- "restauriert und konserviert".
Aktuelle Disposition nach der Stellung der Register auf der Lade:

I.Manual C-g3 = Hauptwerk (original C-f3)

Unterlade:

1) Prinzipal 8´ C+Cis

Fichte, offen, <Stehle> 1904; D-c1 Zinn, Prospekt, wohl <Späth> 1976, ab cis1 Zinn, signiert "Pr", <Stehle> 1904

2) Oktave 4´

Zinn, sig. "Oct" <Stehle> 1904, einige Pfeifen sig. "Ae", wohl Pfeifen der Aeoline von <Stehle> 1904.

3) Bourdon 16´ C-H Fichte ged. <Stehle> 1904, fis3 und g3 Fremdbestand
4) Hohlflöte 8´

Fichte, <Stehle> 1904, fis3 und g3 von <Späth> ergänzt; 1976 viele Labien mit geraden Aufschnitten erneuert.

5) Nasat 2 2/3´

Zinn, Spitzlabien sig. "Mixt" und "M", wohl der2 2/3´ der <Stehle> Mixtur von 1904.

6) Schwiegel 2´

Zinn, Spitzlabien; ältere Pfeifen ohne Signaturen (<Stehle>?)

7) Hell-Trompete 8´ Naturgussbecher, Zinnstiefel, <Späth> 1976

Oberlade:

8) Mixtur 4-fach 1 1/3´

aus Beständen unterschiedlicher Machart und Signaturen 1976 neu zusammengesetzt, Pfeifen teilweise erheblich angelängt.

9) Flöte 4´

C-h1 Fichte, offen; C-H eingesetzte Obstholzlabien, ab c0 Deckel und Bodenbretter Obstholz; ab c2 Zinn konisch; <Stehle> 1904

10) Cornett 5fach 8´ ab g0, mit Pappkondukten ca 40 cm hochgebänkt; Pfeifenbestände unterschiedlicher Machart und Herkunft (<Stehle>, <Späth> und Fremdbestände)
II.Manual C-g3 Nebenwerk (original C-f3)
11) Singend Prinzipal 8´

C+Cis Zinn, innen, C gekröpft, wohl <Stehle>; D-h0 Prospekt (1976); ab c1 Zinn, sig. "Gpr" und "Coel.", wohl <Stehle>

12) Koppelflöte 4´

<Späth> 1976

13) Prinzipal 2´

Zinn, Rundlabien; aus verschiedenen <Stehle>-Registern zusammengesetzt.

14) Holzgedackt 8´

Fichte gedeckt; <Stehle> 1904, fis3 und g3 1976 ergänzt.

15) Larigot 1 1/3´

Zinn, Rundlabien; versch. Signaturen ("Ae", "Coel."etc); aus verschiedenen <Stehle>-Registern zusammengesetzt.

16) Rohrschalmey 8´

Naturgussbecher, <Späth> 1976 ("neu anstelle von Oboe")

17) Scharff 4fach 1´ Zinn, <Späth> 1976
Pedal C-f1 (original C -d1)
18) Choralflöte 4´ Zinn, Spitzlabien, versch. Signaturen ("Oct", "Mixt."); umgearbeiteter <Stehle>-Bestand.
19) Offenbass 8´

Fichte,offen; vermutlicher Cellobass von <Stehle>, mit Fremdbestand ergänzt.

20) Subbass 16´

Fichte, gedeckt; <Stehle> mit Fremdbestand ergänzt.

21) Stillposaune 16´

Kupferbecher, Mahagonistiefel; <Späth> 1976.

22) Rauschbass 4fach 5 1/3´ Zinn, Zink; aus <Stehle>- und Fremdbeständen zusammengesetzt.

Laden und Traktur: Kegelladen für Manuale und Pedal von <Stehle> mit elektropneumatischer Spiel- und Registertraktur. Ergänzungsladen von <Späth> 1976.

Windversorgung: neu, "Gebläse-Maschine und Traktur-Gleichrichter", drei Bälge. Die blau-papierten Holzkanäle wohl noch von <Stehle> 1904.

Spieltisch: fahrbar, "neu, elektrisch" (nach BdO Norm)

Gehäuse: Fichte, <Stehle> 1904, von <Späth> "umgearbeitet", neuer Anstrich 1980.


Quellen und Literatur:
- Dehio 1997, S. 527
- Kath. Kirchengemeinde St. Pankratius Ostrach (Hrsg), St. Pankratius Ostrach, 100 Jahre Kirchweihe 1899-1999, Saulgau 1999. In der 36 Seiten starken Festschrift wird "Orgel" - auch nicht der Neubau von 1904 - oder Kirchenmusik mit keinem Wort erwähnt.
- Pfarrarchiv St. Pankratius, IX Kirchenbaulichkeiten, Nr. 6 und XVI Rechnungen der Heiligenpflege 1767/68 Nr. 32 und 1793/94 Nr. 49. In der Akte IX: (lückenhafte) Angebote und Rechnungen ab 1883. Die Originaldisposition von <Stehle> 1904 war nicht auffindbar; auch die Werkstatt <Späth> hat beim Angebot 1974 den vorgefundenen Registerbestand nicht aufgezeichnet.
Der in den historischen Bestand tief eingreifende Umbau von 1976 darf zu den damals üblichen "Sünden" von Zeitgeschmack und Gutachtern gezählt werden.
- Werkliste <Link>
- Foto am 10.5.2007
- Befund am 12.4.2008


Mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Manecke
OI-O-4
weiterführende Links:

Kath. Kirche Ostrachtal