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Die Orgel der Neuap. Kirche Vöhringen

Disposition
Konzeption

Disposition

erbaut 2014 von Orgelbau Andreas Offner

I Grand Orgue C-d³ II Echo (*) C-d³ Pédale C-d‘
Montre 8' Bourdon d'Echo 8' Bourdon 16'
Bourdon 8'
Cornet d'Echo 4fach (ab g0)  
Prestant 4'    
Flûte 4'    
Nasard 2 2/3'    
Doublette 2'    
Tierce 1 3/5'    
Fourniture 1' 3fach    
Cromorne 8'    

*schwellbar über Handzug „Echo fermé“

Normalkoppeln
Traktur/Laden: mechanisch/Schleiflade

Konzeption

Die Orgel steht am höchsten Punkt der Kirche, im Altarbereich rechts des Altars. Daher war auch ein Freipfeifenprospekt gewünscht, um die Ansicht durch ein geschlossenes Gehäuse nicht zu massig erscheinen zu lassen. Eine besondere Gestaltung zur Wahrung der Geradlinigkeit erhielt die Eckpfeife des Prospekts, die zwei Labien besitzt. Die Seitenwände sollten ebenfalls aufgelockert werden, dabei aber auch möglichst viel Klang hindurch lassen. Daher wurden mit grobem Stoff überzogene Rahmen eingebaut, die zudem noch einen Bezug zur Haptik der nach außen gekippten Altarwand aus Sichtbeton herstellen.

Die Konzeption der Orgel ist aus dem Kirchenraum entwickelt: Dieser nimmt vom Altarraum aus sehr rasch an Höhe ab und besitzt mit den zuschaltbaren Nebenräumen eine variable Größe. Um die Akustik durch die absinkende Decke und die Vergrößerung des Raumes insgesamt musikalisch in den Griff zu bekommen, sind eine Zungenstimme, kräftige Aliquote und eine Mixtur disponiert. Gleichzeitig sind aber auch im meditativen Spiel Möglichkeiten vorhanden. Zur Bereicherung der Orgellandschaft in unseren Kirchen ist aus diesen Rahmenbedingungen die Orientierung am klassischen französischen Orgelbau hervorgegangen, die bis in die Gestaltung der Mensuren nach Clicquot fortgeführt ist.

Der Aufbau der Orgel ist klar und schlicht: auf einer Ebene stehen vorne Grand Orgue (Hauptwerk) und hinten Echo (Schwellwerk). Der Echokasten ist nach vorne geschlossen und besitzt nur in der Dachschräge Lamellen, die über einen Handzug geschlossen werden können. Seine Wirkung ist dadurch sehr stark. Der Bourdon 16‘ steht hinter dem Echo auf derselben Ebene und spricht zur Altarwand hin aus.
Unter Echo und Pedal liegen zwei Keilbälge, die ihren Wind nach alter Weise frei und atmend in die Windladen leiten. Die hängende Traktur ist sehr sensibel und angenehm zu spielen. Die Registeranordnung ist übersichtlich, logisch und gut zu bedienen.

Die Aufgabe im klanglichen Bereich war es, ein historisches Klangbild anzustreben, einen unverwechselbaren und individuellen Ton für dieses französisch-barocke Instrument zu erreichen und dabei doch die Funktionalität für den Gottesdienst zu gewährleisten. Der sehr entspannt singende Montre 8‘ bildet eine satte Grundlage, auf die der hellere Prestant 4‘ und als kleine Klangkrone die Doublette 2‘ sich aufsetzen. Die Fourniture auf 1‘-Basis gibt die strahlende Spitze der Prinzipalpyramide, erlaubt aber durch die stabile Mensur auch die Kombination mit nur einem Bourdon 8‘. Der Bourdon 8‘ in Grand Orgue ist mit Röhrchen nach französischem Vorbild, d.h. sehr lang und weit werdend, versehen. Im Gegensatz dazu ist der Bourdon d’Echo als Gedeckt gebaut. Damit werden die Klangcharaktere deutlich unterscheidbar. Ebenso sind die Cornets unterschiedlich gehalten, im Echo steht das schärfere, das dem Plein Jeu im ersten Manual entgegengesetzt werden kann. Das vollere und rundere mit weiter Quinte und Terz steht in Grand Orgue. Die Cromorne mit Bauweise nach Clicquot besitzt trotz sehr deutlich ausgeprägtem Obertoncharakter schönen Grundton.
Zur Stärkung u.a. der Cornets war eine (mitteltönige) Stimmung nach Rameau (1725) vorgesehen, diese wurde während des Aufbaus aber geändert zu Neidhardts Stimmung für die große Stadt (1724), da ein häufiges Zusammenspiel mit Instrumenten in der Gemeinde vorgesehen ist.

Das Instrument kann mit seiner barocken Klangpracht als bisher in neuapostolischen Kirchen stilistisch einzigartiges, klangschönes Instrument gelten. Außer für die Aufgaben im Gottesdienst kann und sollte es zu einem Mittelpunkt für Konzert, Öffentlichkeitsarbeit wie Ausbildung und Nachwuchsförderung werden. Eine Nutzung in diesem Sinne bleibt sehr zu hoffen.

Andreas Ostheimer



mit freundlicher Genehmigung von Andreas Ostheimer
OI-V-10

weiterführende Links:

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