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Johann-Ernst-Hähnel-Orgel St. Lukas Krippehna

Interpret: Krzysztof Urbaniak
Label: Querstand


Es gibt Instrumente, die den Hörer mit ihren Klängen bannen. Zu dieser Sorte gehört die Hähnel-Orgel in Krippehna (1771, I/14). Im etwa 25 km nordöstlich von Leipzig gelegenen Gassengruppendorf  baute der 1741 zum Königl. poln. und kurfürstl. sächs. Hof- und Land-Orgelbaumeister ernannte Johann Ernst Hähnel (1697 – 1779) das hübsche Rokokoinstrument mit fünf  8‘-Stimmen, aber auch einer Siffloit 1’und zwei Mixturen, wozu noch eine Pedal-Posaune kommt. So stehen variable Plena  zur Verfügung, vor allem aber auch ein großer Reichtum an Klangfarben im 8‘-Bereich. Der zeichnende Violon-Bass trägt den Principal, eine Quinta Viola, eine Flaute major sowie eine Unda maris. Die Flaute minor komplettiert das spätbarocke Werk, das als solches Wege in die Zukunft öffnet wie auch der sächsischen Tradition, zu der ja nicht nur Gottfried Silbermann gehörte, verhaftet ist. Das Booklet liefert leider nur äußerst sparsame Beschreibungen der Orgel und seines Erbauers. Wer mehr wissen möchte, sei auf den Beitrag von Ulrich Eichler in AO Jg. 64, Heft 2016/3, S. 133ff verwiesen! Ein Werkverzeichnis findet sich in Pape, Lexikon der Orgelbauer Band 3 Sachsen-Anhalt, und im Internet https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ernst_H%C3%A4hnel.

Krzysztof Urbaniak hat sich für das 2018 von Wegscheider hervorragend restaurierte Instrument ein nicht alltägliches Programm zurechtgelegt. Neben einigen Praeludien und Fugen aus Bachs WT II erklingt die dreisätzige Fantasia G-Dur, BWV 571, das Kleine harmonische Labyrinth, BWV 591, und die Passacaglia, BWV 582. Zu den folgenden Werken von Carl Philipp Emanuel Bach (Zwei Choralbearbeitungen), Traugott Immanuel Pachaly (Fuga über B-A-C-H) und Friedrich Wilhelm Markull (ein Choralvorspiel) gesellt sich Mendelssohns gewichtiges Allegro d-Moll von 1844, dem Urbaniak noch eine Registervorführung anschließt. Ein roter Faden zieht sich da nicht durch das Programm, zu kompositorisch Schwergewichtigem konkurriert Leichtgewichtiges, was allerdings die vielschichtig klangprächtige Orgel ausgleicht. Ein Programm mit Werken aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts oder später hätte da doch näher gelegen.

Aber noch einmal: es gibt Instrumente, die den Hörer mit ihren Klängen bannen. Zu dieser Sorte gehört die Hähnel-Orgel in Krippehna.

Rainer Goede - für www.orgel-information.de
Januar 2020 / April 2020


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