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Module zur Orgelimprovisation im Gottesdienst - Band 1-3

Autoren: Torsten Laux, Stefan Antweiler
Verlag: Are

Der Are Verlag legt ein dreibändiges Werk „Module zur Orgelimprovisation im Gottesdienst“ von Torsten Laux und Stefan Antweiler vor. Die drei Bände beschäftigen sich mit verschiedenen Themen.

Band 1: Orgelbegleitung von Chorälen und Liedern
Der Band beinhaltet Begleitmodelle für „klassische“ Choräle aus dem EG und dem GL, in knapper Form werden Organum, Bicinium, vierstimmiger Begleitsatz, Cantus Firmus Bearbeitungen im Sopran, Tenor und Bass, sowie Kantionalsätze vorgestellt. Dass auf 47 Seiten das Thema nicht erschöpfend dargestellt werden kann, versteht sich von selbst. Die Autoren versuchen das auch gar nicht, sondern geben prägnante Hinweise und Praxisaufgaben, die man sich anhand der Gesangbücher selbst, oder mit Lehrer, erarbeiten kann. „Zur gründlichen Erarbeitung einer Gemeindebegleitung wird empfohlen, sich wenigstens eine Woche mit einem ausgewählten Lied zu beschäftigen. […] Zusätzlich sollte man zur Übung täglich ein neues Lied vom Blatt spielen.“
Zu jeder Begleitart, werden Registrierhinweise und Übungsvorschläge angeboten. Einige wenige Hinweise auf historische Quellen runden das Heft ab.
Fazit: Es ist sicher hilfreich, neben dieser Anleitung weitere klassische Orgelschulen zu benutzen. Als Einstieg für die Praxis ein empfehlenswerter Band, der das Thema aber nicht erschöpfend behandeln kann.

Band 2: Popularmusik – pop meets organ
Der mit 110 Seiten deutlich umfangreichere zweite Band des Kompendiums beschäftigt sich mit Stilen der Popularmusik und deren Umsetzung auf der Orgel. Dabei beschreiben die Autoren die gängigen Patterns verschiedener Stile und verbinden diese mit den Melodien der Gesangbuchlieder. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass Lieder nicht in Stile gefasst werden, in die sie nicht passen, die Stilistik der Melodien sollte also vor der Improvisation immer geprüft werden. Ein besonderes Lieblingslied der Autoren scheint EG 229 „Kommt mit Gaben und Lobgesang“ zu sein, denn viele Stile, vor allem aus dem Latin-Bereich, werden an diesem Liedbeispiel dargestellt. Aufbauend auf Ballade, Rock und Bluespatterns, werden Jazz- und lateinamerikanische Stile dargestellt und jeweils mit einem Beispiel ausgeführt. Neben freien Rhythmen beschreiben die Autoren auch folkloristische Bereiche. Wie schon im ersten Band ist es unumgänglich, die angeführten Übungen an anderen Liedern weiter zu üben, dafür gibt es fünf (!) Liedvorschläge. Nicht grade viel. Registrierungsvorschläge für Soloregistrierungen, eine kurze Erklärung von Akkordsymbolen in Jazz- und Pop-Schreibweise, sowie Populäre Rhythmuspatterns, die bei der Interpretation hilfreich sind, runden den zweiten Teil des Kompendiums ab. Den Abschluss des Bandes bildet eine Variationenreihe über EG 193 „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort". Was der Hinweis auf GL 475 „Verleih uns Frieden“ soll, erschließt sich dem Rezensenten nicht, kommt diese Melodie in den Variationen doch nicht vor.
Fazit: Viel Material, mit dem man sich leicht verrennen kann, wenn es nicht konsequent geübt wird. Wie schon im ersten Teil ist ein weiterführendes Übungsheft wünschenswert, hier helfen sicher auch vorhandene Publikationen.

Band 3: Zeitgenössische modale Techniken
Der dritte Band beschäftigt sich mit modalen Techniken inklusive den von J. Alain etablierten freien Skalen, Klangflächen mit verschiedenen Clustermodellen, Ostinatoformen wie Carillon, Toccata und Sequenzformen (Quintfall, Jazzsequenzen etc.), sowie den Modi nach Olivier Messiaen. Desweiteren werden Variationsformen und Fantasien kurz behandelt. Wie schon in den beiden ersten Teilen, wird weitergehendes Üben dringend empfohlen. Liedvorschläge zum weiterarbeiten sind in diesem Teil wesentlich umfangreicher vorgeschlagen als in den ersten Publikationen. Der Band schließt mit Variationen über „Holz auf Jesu Schulter“ (EG 97/GL 291) in den zuvor besprochenen Formen.  Mit etwas platzsparenderem Layout hätte man diesen Band deutlich dünner gestalten können, ohne die Übersichtlichkeit zu verlieren, zudem wurden die Registrierungsvorschläge und Akkordsymbolerklärungen aus dem zweiten Band unverändert übernommen.
Fazit: Sehr kurz gefasste Erklärungen der Thematik ohne Kontrollmöglichkeit zum Selbststudium. Eine Begleitung durch einen erfahrenen Lehrer ist sicher sehr hilfreich.

Alles in allem bieten die drei Bände einen guten Überblick über verschiedene Formen der Choral- bzw. Liedbegleitung und stellen viele Ideen zur Improvisation im Gottesdienst vor. Eine vollständige „Schule“ zur Orgelimprovisation liegt aber nicht vor, wie schon der Titel „Module….“ impliziert. Als weiterführendes Kompendium neben klassischem Orgelunterricht ist es aber sehr zu empfehlen, da es neben den „klassischen“ Feldern auch die Popularmusik aufnimmt und zeigt, dass auch diese Stile auf der Orgel gut umsetzbar sind, wenn man sich nur „traut“ bzw. seine Sichtweisen auch in diese Richtung erweitert.

Sven Dierke - für www.orgel-information.de
April 2020 / Juli 2020


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