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Grandes Orgues 1710 Chapelle Royale Versailles

Interpret: Ton Koopman
Label: Chateau de Versailles Spectacles


Versailles, seit 1682 königliche Residenz, erhielt auf Weisung Ludwig XIV. von 1699 seine heutige Kapelle, es war die fünfte Kapelle des Schlosses. Eingeweiht wurde sie am 8. Juni 1710, mit ihr auch die Orgel, die Robert Clicquot (1645-1719) und Julien Tribuot (1663-1722) mit IV/34 auf der Empore oberhalb des Altars gegenüber der Königsloge aufgestellt hatten. Das prächtige Werk blieb bis ins 19. Jahrhundert erhalten, dann lösten es Instrumente von Aristide Cavaillé-Coll und 1938 von Victor Gonzalez ab. Als in den 1990er Jahren die Kapelle restauriert wurde, errichteten die Pariser Orgelbauer Jean Loup Boisseau (*1940) und Bertrand Cattiaux (*1955) 1995 einen Nachbau der Clicquot-Orgel, der alte Spielschrank war noch erhalten und wurde originalgetreu rekonstruiert.

Die Chateau de Versailles Spectacles starteten nun eine Kollektion „Das Goldene Zeitalter der französischen Orgel“ und baten den Amsterdamer Altmeister Koopman zur Premiere. Es lag nahe, dass er das Livre d’Orgue Clérambaults, das ebenfalls 1710 gedruckt wurde, mit seine zwei Suiten ins Programm nahm, dazu Werke von Bach, Louis und Francois Couperin und Daquin. Diese Zusammenstellung wirkt allerdings sehr willkürlich, ein roter Faden durchs Programm ist nicht erkennbar. Das Choralvorspiel Bachs, BWV 639, erscheint regelrecht deplatziert nach einem Weihnachtslied von Daquin. Koopman spielt in seiner bekannten Art, schnell und etwas überartikuliert. Ein Fehlgriff ist sicherlich das Tempo von Daquins Noel Suisse, das Tendrement dieser Variationen ist zu einem sehr gefälligen Andante mutiert. Nun ist Koopman nicht bekannt als Interpret der französischen Klassik, die katholische Weihrauch signalisierende Musik scheint ihm fremd. Trotz der guten Bookletgestaltung befremdet diese CD, weitere Portraits dieser Orgel werden sicherlich ein anderes Bild liefern.



Rainer Goede - für www.orgel-information.de
April 2020 / September 2020

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