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Toccata octophonica

Komponist: Deutsch, Bernd Richard
Verlag: Doblinger


Toccata octophonica: Schwieriger Fall? SSS: Schock – Sarkasmus – Show?
Mit diesem sicher gewollt futuristisch anmutendem Namen ist von Bernhard Richard Deutsch, Jahrgang 1977, eine eigenwillige Komposition im Zeitraum 2004/05 entstanden. Deutsch ist frei-schaffender Komponist, sein Werk trägt die (opus)Zahl Nr. 13. Im Werkverzeichnis ist sie hingegen mir Nr. 31 aufgeführt. Handelt es sich um einen Zahlendreher? Deutsch ist u.a. Träger des Hindemith Preises (2014). Auf S. 32 kann man seine Vita nachlesen. Zudem gibt es die eigene composer-Internet-Seite: http://www.berndrdeutsch.com/. Diese sicher in vielen Perspektiven außergewöhnliche (kontroverse) Komposition ist Franz Danksagmüller gewidmet. Dessen eigene Internetseite lautet: http://www.danksagmueller.com/ Computermusik, Elektroakustik finden sich hier als Stichworte und Sujects.

Nein, nicht die eingängige Pachelbel-(„Kanon“ mit acht Basstönen)-Sequenz, aber eben auch Acht Töne in auf- bzw. absteigenden Quint- bzw. Quartintervallen sind als Argumentum („Thema“) genannt: 1.H - 2.#F - 3.#E - 4.#A - 5. D - 6. H - 7. #G - 8. #D
Genannt ist auf S. 3 zwar -als ungefährer Richtwert- für die Spieldauer mit 10 Min. Nun: Pier Damiano Peretti (*1974) braucht aber zur Auführungsdauer doch 13:35 dazu! (vgl. youtube/Stichwort Orgelherbst 2012 Wien, Jesuitenkirche, Späth-Orgel). Künstlerische Freiheit? Zur Aufführung: Warnung! Das Notenbild bereits als solches strengt sehr an! Denn: Der Interpret sollte permanente Taktwechsel, Quintolen, Septolen und weitere „Exotica“ mögen: Avantgarde mit allen Ausprägungen. Vielleicht lässt es sich so sagen:

Ein Stück mit „performance“-Charakter und den Attributen: K-K-K: K für kompliziert, K für Konstruiert, K für Konfrontierend.
Zudem sollte der Interpret eine Vorliebe für Cluster-Effekte haben. Ein weiteres Kompositionsmerkmal äußert sich im häufigen Gebrauch von Tremolo-Zeichen (S. 12). Drei Notensysteme übereinander, das ist man gewohnt. Harmlos! Ab Seite 16 kommt es aber besser: Fünf Liniensysteme übereinander. Soll heißen: der Interpret darf das (partitur-technisch) über- und um-setzen. Muss das sein? (Seite 16 bis 19). Wo bin ich – und wie soll ich das spielen? Und warum?
Ein laufende Taktnummerierung (zur Orientierung!) vermisst man zudem sehr schmerzlich. Ab Seite 21 gibt es immerhin unisono-Stellen, eine Entspannung, die aber nur 3 Takte andauert (später nochmals auf S. 22: für immerhin 2 Takte). Teilweise könnte man den Eindruck bzw. die Befürchtung haben: geht es überhaupt noch um Musik oder eher um Show (Kalkühl)? Was will der Komponist z.B. mit 3/16 + 5/16 + 7/16 Takten ausdrücken?
Wenn man es überhaupt bis auf S. 28 geschafft hat: weiter geht´s mit Pedaltrillern…. Auf S. 29 steht „hohe Mixtur“ (warum nicht Zimbel?) und hier ist klanglich mit fff ein Höhepunkt erreicht. Allerdings endet das Stück in ppp mit 8´ Registrierung und sehr spartanisch mit den beiden Tönen: Bass: #G und #C. Ausgedünnt? Oder ist keine Luft mehr im Blasbalg?

Bestimmt geht es in Toccata octophonica darum, Hörgewohnheiten zu überdenken und neu auszuloten. No risc – no fun! Prädikat: GGG: Gefährlich - Grenzwertig – Gewöhnungs-bedürftig. Schock? Vorsicht bei Nebenwirkungen. Im übrigen bitte ich bitte um Nachsicht für die vielen Buchstabenketten. Aber dazu brachte mich seinerzeit ein Fachartikel zu LLL. Orgelmusik. Laut. Langsam. Langweilig.

Christoph Brückner für www.orgel-information.de
August 2020 / Januar 2021

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