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Über die Maßen herrlich

Interpret: Christian Brembeck
Instrument: Kaps-Orgel Mariä Himmelfahrt zu Dachau
Label: Querstand


Was ist das für ein großartiger Musiker: Christian Brembeck ist gar nicht so bekannt wie manch anderer reisender Organist, aber dieser Mann hat es richtig drauf. Und das hört man auf dieser CD vom ersten bis zum letzten Moment. Nein, wer diesen Mann einmal gehört hat, der kann sich nicht über diesen Eindruck von dieser CD wundern, aber dass dieser Eindruck trotz gewisser Mängel dieser Produktion herüberkommt, das ist eben diesem so profilierten Organisten zu verdanken. Und einer Orgel der Sonderklasse, nämlich der Kaps-Orgel in Mariä Himmelfahrt zu Dachau.

Diese Orgel ist dermaßen beeindruckend intoniert, dass man manchmal nur so staunt. Und zwar nicht nur über die einzelnen Register, sondern auch über die ungewöhnlichsten Zusammenklänge, die an dieser Orgel möglich sind. Das einzige was diese Produktion in ihrer Qualität ein bißchen negativ beeinflusst, ist, dass die Programmzusammenstellung etwas unglücklich ist, denn einige Stücke sind in ihrer Qualität doch eher fraglich wie die zwei selten gespielten Stücke von Reger oder ein Variationen-Stück von André Fleury. Und: Für dezente barocke Klänge ist diese Orgel doch nicht so recht geeignet. Die berühmten Schübler-Choräle von Bach werden zwar in jeder Hinsicht gut wiedergegeben, jedoch stört hier doch die Tatsache, dass diese Orgel in der überhalligen Kirche eben gerade keinen fein ziselierten, transparenten Klang bietet, der es ermöglichen würde, die Stimmführung gut hörend nachvollziehen zu können. Letztlich ist das aber unwesentlich, denn die zwei größten Werke dieser Produktion spielt Brembeck fulminant, ja geradezu atemberaubend. Bachs vielleicht größtes Orgelwerk, Toccata und Fuge in F-Dur BWV 540, gelingt Brembeck trotz der Akustik so überzeugend, dass man geradezu zuhören muss. Er hat nicht nur das richtige Tempo, er spielt auch mit einer sehr differenzierten, sinnfälligen und musikalisch Artikulation und Phrasierung, die große Steigerungen ermöglicht, dabei aber nie so wirkt als würde Brembeck sich selbst dabei in den Mittelpunkt stellen wollen. Diese Aufnahme ist in keinem Moment auf Effekt gemacht, aber höchst effektvoll.

Ganz anders Sigfrid Karg-Elerts spätromantische Hommage an Händel in Form von 54 Studien in Variationenform über einen berühmten Bass Händels. Da zeigt Brembeck, welche Effekte diese Orgel ermöglicht, wenn man an ihr die richtigen Stücke in entsprechend detailliert ausgearbeiteten Registrierungen spielt. Hier gelingt das schon mit den ersten Tönen, wenn Brembeck einen extrem dunklen Klang mit einem 32-Fuß-Register spielt und diesen Klang zum Ausgangspunkt einer riesigen dynamischen Wellenbewegung nimmt, in der er nicht nur die Facetten der Orgel auslotet, sondern vor allem auch den Einfallsreichtum des Komponisten kongenial umsetzt. So wird dieses Stück zu einer Offenbarung. 

Reinald Hanke für www.orgel-information.de
September 2020 / Januar 2021

Diese CD ist im gut sortierten Buch-/Musikhandel erhältlich
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