Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
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Ein feste Burg / In dulci jubilo / Silent Night

Ein feste Burg - Intrada, meditasjon og finale
Komponist: Dalebo, Jostein
Verlag: Cantando


In dulci jubilo - Jeg synger julekvad
Komponist: Ringkjob, Audun Frode
Verlag: Cantando


Silent Night (Glade jul) for organ with pedals
Komponist: Ringkjob, Audun Frode
Verlag: Cantando


Der Cantando Musikkforlag wurde 1986 vom Organist und Verleger in Personalunion Jan Stefan Bengtsson (*1960, Stockholm) gegründet. Als auf Kirchenmusik spezialisierter Fachverlag sind bereits bei Cantando an die 4.000 Werke veröffentlicht. Bengtsson ist ab 2017 stellvertretender Vorsitzender des Vereins Music Publishers. Auf die bereits oben genannten Einzelpublikationen wird hier noch detailliert wie folgt hingewiesen:


Ein feste Burg
In dieser gelungenen dreiteiligen Orgelbearbeitung von Jostein Dalebo ist Luthers Reformationschoral gebührend gewürdigt. Der Orgelfassung kommt sehr zugute, dass die Choralmelodie immer als solche erkennbar und nachvollziehbar ist. Der cantus firmus wird in Meditasjon nur teilweise zitiert, wird aber in Intrada (c.f. im Bass) bzw. Finale (c.f. mehrfach im Sopran und im Bass) vollständig verarbeitet.
Die Tonart ist jeweils in allen Sätzen einheitlich C-Dur. Handelt es sich bei der „Intrada“ mehr um mehrfach versetzte Fanfaren-Motive, so gibt es in „Meditasjon“ doch eher besinnliche Klangflächen. Im „Final“-Satz finde ich den Mix von akkordischer Dichte, angereichert mit Quintfallsequenzen und sequenzierten Ostinato-Motive besonders gut gelungen. Auch hier gilt: Keine Angst vor ungewohnten Akkordverbindungen und gelegentlichen Überlagerungen. Dissonanzeffekte sind hier niemals Selbstzweck, sondern diese werden eher moderat eingesetzt. Zudem stimmen die Proportionen.
Deshalb sehr kurz und statistisch noch etwas zum Aufbau der einzelnen Sätzen:  Intrada hat 34, Meditasjon 33, Finale hat 68 Takte.
Dieses für Gottesdienst und Konzert gleichermaßen geeignete Stück entstand 2016 und wurde bereits 2017 veröffentlicht. Zum Vortrag dieses Werkes ist an eine zweimanualige Orgel (mit 16´ im Manual und ausreichenden Zungenstimmen 8´im Manual, 16´ im Pedal) gedacht.

Die Titelseite mit dem musikzierenden Barockengel im Orgelprospekt ist ansprechend, leider gibt es dazu keinen weiteren Hinweis auf den Standort dieses Instrumentes. Ebensowenig findet sich ein Vorwort bzw. Hinweis(e) auf Komponisten, Entstehungsanlass etc. Dafür findet sich „Wie (fast) immer“ auf der Rückseite neben dem „Impressum“ auch die Einladung: Visit us on Facebook.
Die Noten des CANTANDO Verlag sind durch Verlagskooperation und Notenauslieferung bei Daniel Kunert, Musik-Medienhaus, erhältlich.


In dulci jubilo
Immerhin fand ich auf Umwegen einiges zur Vita des Komponisten: Audun Frode Ringkjob ist Jahrgang 1947. Er enthielt seine Ausbildung in Oslo und in Bergen. In seinen Veröffentlichungen berücksichtigt er die Konstellationen: Chor, Instrumentalwerke, Orgel, Orgel plus Trompete.
Gewundert habe ich mich schon über diese Notenausgabe, die „nur“ ganze zwei(!) Notenseiten umfasst. Warum nicht mehr, also: ein Sammelalbum mit noch weiteren Advents-/Weihnachtsstücken?
Deswegen kann ich also nicht viel zum „Choralsatz“ sagen. Dieses Arrangement bewegt sich im wesentlichen im strengen vierstimmigen Satz, der am Schluss noch harmonisch dichter wird. Diese Wirkung ist gelungen. Ansonsten sind die Stilmerkmale hier eher von spätromantischer Schlichtheit geprägt. Dieses Orgelstück kann ich mir sehr gut bei Krippenspielen, weihnachtlichen Feiern, Andachten, Gottesdiensten vorstellen, denn  „In dulci jubilo“ ist auch unter anderen Melodieanfängen wohl bekannt. So finden sich weitere Treffer mit: Nun singet und seid froh, Mit süßem Freudenschall, nun singet überall. Pedaleinsatz ist obligat, denn sonst sind „weite Lagen“ in Takt 4, in Takt 23 sowie in Takt 28 grifftechnisch nicht zu bewältigen.
Der Vollständigkeit halber noch ein Hinweis: bei der Person Audun Frode Ringkjob ist mir diese Parallele zu W.A. Mozart aufgefallen: Stichwort Freimaurerorden.


Silent Night (Glade jul)
Wer kennt es nicht, Franz Xaver Grubers Weihnachtslied von 1818, in Original-Tonart damals in D-Dur (Melodie und Guitarren-Stimme) in schöner Terzen- und Sextenseligkeit. Für die Gemeindebegleitung hat sich inzwischen wohl die Tonart B-Dur durchgesetzt, daneben gibt es sicher weitere Varianten in Richtung „höher“ und „tiefer“. So auch hier! Alle „3 variasjoner for orgel“ sind nämlich einheitlich in F-Dur gehalten. Bestimmt gibt es Gründe dafür! So ist der Einsatz wohl eher solistisch-instrumental als „Hintergrund“Musik gedacht? Neben  F-Dur ist der 6/8 Takt eine weiteres Einheitskriterium.
Immerhin findet sich bei der in den Begleitstimmen „flüssigen“ 1. Variation (konsequent DREI-stimmig)  noch die Angabe „Andante“.
Die 2. Variation (eher „statisch“, dafür aber konsequent FÜNF-stimmig) ist in vieler Hinsicht besonders. Natürlich gibt es mehrfach Sept(imen)Akkorde. Die Melodiestimme ist dem obligaten Pedal (!) anvertraut. Hier ist unbedingt die Registrierangabe zu beachten: c.f. mit 2´ und mit Tremulant! Als Alternative für einen nicht vorhandenen 2´ lässt sich sicher das geforderte Register aus einem anderen Manualwerk entlehnen, bzw. koppeln.   
Die 3. Variation bietet die „farbigste“ Ausarbeitung. Öfters wird auch SIEBEN-stimmigkeit erreicht. Die dezent „jazz“ angereicherten Akkorde kann ich mir hier sehr gut mit Voix celeste 8´ vorstellen.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit und des Einfallsreichtums eignen sich diese Miniaturen sehr gut als liturgische Musik (Zwischenspiel, Nachspiel).   
Sie sind somit echte Alternativen und mehr als bloße Begleitsätze zum Gemeindegesang.

Christoph Brückner für www.orgel-information.de
August 2020 / Januar 2021

Diese Noten sind im gut sortierten Buch-/Musikhandel erhältlich
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